Den Wettbewerb zur Gesamtsanierung und Erweiterung der Albertina, die seit Jahrzehnten um mehr Depotflächen und Restaurierungswerkstätten rang, haben die Architekten Mascher & Steinmayr bereits 1993 gewonnen. Die Lösung einer heiklen Bauaufgabe durch ein in die Erde versenktes “unsichtbares” Studiengebäude hat auf Anhieb überzeugt und sollte sich auch in der stringenten Umsetzung bewähren. 1999 begannen auf der Bastei die Bauarbeiten für einen 3.000 m² umfassenden Tiefspeicher sowie ein viergeschossiges Studiengebäude, das bis in die unterste Ebene mit Tageslicht versorgt ist. Mit dem Amtsantritt des neuen Albertina-Direktors Klaus Albrecht Schröder kam es zu einem inhaltlichen Kurswechsel der Institution und zu einer Ausweitung der bestehenden Pläne, wovon man sich nach einer Teil-Gesamteröffnung im April 2003 ein erstes Bild machen konnte (bis zur Inbetriebnahme sämtlicher Raumressourcen wird man sich wohl noch einige Jahre gedulden müssen). Dabei ist das Konzept von Mascher & Steinmayr im Konzert der architektonischen “Ergänzungen” als der subtile Kern des gesamten Umbaus zu bezeichnen.
Die diffizile Aufgabe, in einem nahezu unantastbaren Bereich zwischen Augustinerstrasse, Burggarten und Hofburg einen Neubau zu errichten, ist den Architekten mit diziplinierter Zurückhaltung und einer Art nüchternen Versenkung der Phantasie in die Zwecke bestens geglückt. Das gläserne, nur mit zwei Fassaden in Erscheinung tretende Studiengebäude hat eine Raumtiefe von rund 30 Metern, über den eingeschobenen Lichthof ist sogar die “unterirdische” Bibliothek natürlich belichtet. Materialien wie Sichtbeton, dunkles Fliesterrazzo, Aluminium und Glas in unterschiedlichen Transluzenzwerten sowie Eichenparkett sorgen für eine Atmosphäre funktionaler Klarheit im historisch vielschichtigen Baugefüge.
Als Anmerkung: Nichts gegen den Pluralismus von Handschriften. Der Gründerzeit-Begeisterung von Direktor Klaus Albrecht Schröder ist dennoch die nicht minder subjektive Ansicht entgegenzuhalten, dass es für die Gesamterscheinung der neuen Albertina vermutlich zuträglicher gewesen wäre, wenn der Shop NICHT von Callum Lumsden, das Restaurant NICHT von Arkan Zeytinoglu und die Eingangsgestaltung NICHT von Hans Hollein entworfen worden wären. Angesichts der ohne Wimpernzucken in den Gebäudesockel gefrästen Bullaugen ist festzuhalten, dass im Zusammentreffen des Lautstarken mit dem Zurückhaltenden der architektonische Mehrwert in diesem Fall nicht auf der Seite des Spektakulären zu finden ist.
(Text: Gabriele Kaiser)
Referenz
Albertina
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